Vom Bauhaus zum Morphhaus
Optimismus und Aufbruch prägen die Stile der modernen Architektur. Technische Innovationen, Experimentierfreude, Utopien und neue Formen des Zusammenlebens führten immer wieder zu überraschenden neuen Konzepten. Hier ein paar Schlaglichter auf 100 Jahre Architektur.
Expressionismus
Die Bewegung begann mit den avantgardistischen Arbeiten europäischer Künstler und Architekten um 1905 und endete in den 1930er Jahren. Die moderne bildende Kunst hat dabei ebenso ihre Spuren hinterlassen wie die amorphen Formen der Natur. Auch neue Materialien des Industriezeitalters haben den Expressionismus geprägt. Durch den wirtschaftlichen Niedergang nach dem Ersten Weltkrieg blieben viele Bauprojekte auf der Stecke und existieren nur als Entwürfe.


Das Bauhaus
1919 von Walter Gropius gegründet, wollte das staatliche Bauhaus modernes, ansprechendes Design für jedermann zugänglich machen. Daraus gingen moderne Standards für bildende Kunst, Möbel, Grafikdesign, Typografie und Architektur hervor. Das von Walter Gropius entworfene Dessauer Bauhaus-Gebäude ist eine perfekte Umsetzung des Credos „Form folgt Funktion“.
De Stijl
Rot, blau und gelb – diese Farben kennzeichnen die niederländische De Stijl-Bewegung. Die Architekten reduzierten die Bauweise auf ihre reinen und wichtigsten Bestandteile und beschränkten sich bei der Gestaltung auf die drei Primärfarben. Ansonsten gleicht die De Stijl-Bauweise anderen modernen Ansätzen. Beim Rietveld-Schröder-Haus entspricht jedes Bauteil den De Stijl-Prinzipien.


Funktionalismus
Der Funktionalismus orientierte sich streng an Zweck und Funktion. Der Stil entstand nach dem Ersten Weltkrieg unter dem Einfluss der Ideen des Sozialismus und des modernen Humanismus. Die einförmige Bauweise galt als fortschrittlich und zeitgemäß. Vor allem in Deutschland, Polen, der Sowjetunion, in den Niederlanden und in der Tschechoslowakei verbreitete sich dieser Baustil.
Minimalismus
Der Minimalismus entstand aus der De Stijl- und Bauhaus-Bewegung der 1920er Jahre. Einfache Designelemente ohne Verzierungen oder Dekoration kennzeichnen diesen Stil. Sein berühmtester Vertreter, der Architekten Mies van der Rohe, wollte das Design auf das Wesentliche und Elementare reduzieren. So ist der Minimalismus durch reine geometrische Formen, schlichte Materialien, Wiederholungen und klare Linien geprägt.


Internationaler Stil
Bereits im Ersten Weltkrieg entwarfen Architekten in Holland, Frankreich und Deutschland Designs, die allein auf Logik basierten. Das war eine Reaktion auf den überkommenen, mit historischen Elementen überladenen Baustil. Außerdem sollte mit neue Materialien möglichst schnell Wohnraum geschaffen werden. Dieser streng rationale und nüchterne Stil war auf der ganzen Welt sehr einflussreich. Seine herausragenden Architekten hießen Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe, Richard Neutra und Philip Johnson.
Mid-Century Modern
Mid-Century-Modern ist die amerikanische Antwort auf den Internationalen Stil. Tatsächlich begegnen uns hier einige der berühmten Architekten des Internationalen Stils und des Bauhauses wieder. So etwa Ludwig Mies van der Rohe, der mit anderen europäischen Architekten seine Ideen in die USA brachte. Auch beim Mid-Century-Modern stehen die Rationalität, Effizienz und Klarheit im Mittelpunkt. Hauptkennzeichen des Stils: klare Linien, überlappende, sich verschiebende Flächen, Transparenz und Glas, eine Verbindung mit der Natur sowie experimentelle Farben, die mit naturnahen Materialien kombiniert werden.


Metabolismus
Der Metabolismus entstand in Japan. Vertreter dieses Stils begriffen Städte als lebende, flexible und miteinander integrierte Systeme. Japanische Stadtplaner und Architekten beobachteten in der Nachkriegszeit bis in die 1960er Jahre, wie die Einwohnerzahlen der großen Städte massiv anwuchsen. Gebäude im Stil des Metabolismus sind zumeist modular aufgebaut und können bei Bedarf nach Fertigstellung weiter wachsen. Bekanntestes Beispiel: Nakagins Capsule Tower.
Brutalismus
Der Begriff stammt vom französischen brut (roher Beton). Gebäude im Stil des Brutalismus sind geprägt durch sichtbare Betonflächen, Stahl, Glas und anderen industrielle Werkstoffe. Der Stil wurde in der Nachkriegszeit oft bei sozialen Wohnbauprojekten verwendet. Funktionalismus und Wirtschaftlichkeit standen dabei im Vordergrund. Seine Schmucklosigkeit und Nüchternheit verleihen ihm einen kalten und etwas seelenlosen Anstrich. Ein berühmtes Beispiel: das Royal National Theatre in London.


Postmodern & zeitgenössisch
Die postmoderne Architektur setzte sich bewusst von den Ideologien der Moderne ab. Starre Design-Prinzipien galten fortan als langweilig und wurden in der Regel abgelehnt. Gebäude sollten sich in Form, Farbe und Gestaltung unterscheiden. Diese Bewegung eröffnete der zeitgenössischen Architektur viele Türen.
Das Morphhaus
Das Morphhaus nutzt viele der in der Moderne entwickelten Innovationen. Vom Bauhaus übernimmt es das Prinzip „Form folgt Funktion“, vom Minimalismus die Beschränkung auf die wichtigsten funktionalen Elemente. Der japanische Metabolismus hat mit seiner modularen und veränderbaren Bauweise ebenfalls Spuren hinterlassen. Mit dem Internationale Stil verbindet das Morphhaus die Orientierung an Logik und Zweck, schnell attraktiven und günstigen Wohnraums zur Verfügung zu stellen. Das gläserne Gebäude ist zudem eine Antwort auf aktuelle Anforderungen nach Flexibilität und Klimaneutralität. Es lässt sich nach Bedarf ausbauen, umbauen, abbauen und wieder aufbauen und ist durch eine Kombination neuster Techniken energieautark.
